6. August 2021 | Gedankenanstoß

Superman – oder: Der Glaube, der Berge versetzt

Kürzlich las ich eine Andacht von einem amerikanischen Evangelisten1. Darin ging es um Superman. Offiziell durfte ich als Teenager diese Art von Comics nicht lesen, aber ein Freund hatte immer einen Stapel an Superman-Heften zu Hause. Fantastisch, diese Superhelden!

In der Andacht wurden die Apostel in der Urgemeinde im Neuen Testament mit Superman verglichen. Die Bibel berichtet, dass Paulus & Co. Kranke heilen konnten und Gefahr liefen, Kultstatus zu bekommen. Wenn sich die erste Gemeinde traf und betete, bebte die Erde! Was bedeutet das für mich? Werden nicht jedem, der Jesus nachfolgt, besondere Fähigkeiten zugesprochen?

Der britische Autor Adrian Plass befasst sich in seinem Buch »Tagebuch eines frommen Chaoten«2 augenzwinkernd mit dieser Frage. Er schreibt, wie er sich in ein christliches Buch vertieft hatte: »Es geht darum, wie Christen durch den Glauben Berge versetzen können, wenn sie wirklich im Einklang mit Gottes Wort sind. Sehr inspirierend! – Wartete, bis keiner in der Nähe war und begann, mit einer Büroklammer zu üben. Legte sie auf den Schreibtisch, blickte sie gebieterisch an und wollte, dass sie sich bewegt. Nichts! […] – Am Abend ein weiteres Rendezvous mit der Büroklammer. Nahm diesmal wirklich Vollmacht über sie in Anspruch. Rührte sich keinen Millimeter vom Fleck. – Sagte Gott, ich würde alles aufgeben, was er von mir verlangt, wenn er sie dazu bringen würde, sich mindestens drei Zentimeter zu bewegen. Nichts! – Alles ziemlich besorgniserregend. Wenn man bloß den Glauben von der Größe eines Senfkorns braucht, um einen ganzen Berg zu versetzen, wieviel Hoffnung gibt’s dann für mich, wo ich nicht mal eine Büroklammer motivieren kann, zu machen, was man ihr sagt!«

Wo kann ich mich nun einsortieren zwischen Superaposteln und Resignation?

Die Eintrittskarte zu besonderen Erlebnissen mit Gott: minimaler Glaube! Das Senfkorn ist das kleinste aller Samenkörner. Alles Weitere ist dann Sache Gottes. Aber mit einer minimalen Dosis echten Glaubens ist alles möglich – alles, was dem Willen Gottes entspricht. Jesus will uns sagen, so schreibt Edward Dennett3, »dass die Ausübung selbst des geringsten Maßes an Glauben verbunden ist mit der ganzen Macht Gottes, dass sich der Glaube, sei er klein oder groß, auf eine allmächtige Kraft stützt; deshalb heißt es: ›Dem Glaubenden ist alles möglich.‹«

Also: Die Büroklammer kann in der Schublade bleiben. Aber kein Grund zur Besorgnis: Gott ist alles möglich!

W.B.

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1 John Bevere, You Version (Online-Bibel)
2 Adrian Plass, Tagebuch eines frommen Chaoten, Brendow Verlag 1990
3 Edward Dennett (1831–1914), Pastor